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Das Gesicht des Primars bleibt ebenmäßig, sein Wort ist Gesetz. Nachdem er die Prognose ausgesprochen hat, verlässt er rasch und elegant, wie einer der ägyptischen Gelehrten des Pharaos, den Raum, mit der gleichen zuversichtlichen Ausstrahlung, mit der er schon reingekommen ist. Lilly zweifelt keine Sekunde seine Autorität an, auch niemand anderer im Raum.

 

 

"Du blöder, belämmerter Virus hast hoffentlich gehört, was er gesagt hat. Jetzt geht es dir an den Kragen, du Mistvieh! Du Winzling bist so klein, dass sie dich nicht mal richtig finden konnten. Du bist ein Nichts! Jetzt hast du genug meiner Zellen gefressen. Es ist Zeit für dich zu verschwinden! Raus aus meinem Körper! Hau ab endlich!". Der stolze, selbstbewusste Auftritt dieses gebildeten Mannes hat in ihr einen Kampfgeist geweckt, den sie so vermisst hat.

 

 

Augenblicklich sind sämtliche Streitkräfte in Position, um zu zeigen, was sie drauf haben. Das Drumherum verändert sich. Die Pfleger haben vorerst ausgedient, sie nehmen nur noch Statistenrollen ein, rücken zur Seite. Es geht ans Eingemachte. Auf die Bühne treten die Hauptdarsteller - eine Riege an Primaren und Oberärzten, jeder Koryphäe und unbesiegbar auf seinem Gebiet. Sie sind die Besten der Besten, sonst wären sie nicht da, wo sie sind.

 

 

Alle sind fest entschlossen zu kämpfen, um zu siegen und verfügen nicht nur über das entsprechende Wissen und Erfahrung, sondern haben ausgezeichnete technische Möglichkeiten, genügend Medikamente, neueste, verbesserte Erfindungen an Hilfsmitteln, wie es sich für ein mitteleuropäisches Land gehört - und sie werden im Team perfekt koordiniert zusammenarbeiten und viel Spaß haben dabei, etwaigen Rückschlägen die knallharte und ausdauernde Stirn zu bieten.

 

Ein wahrlich, schauriges Theaterstück nimmt seinen Anfang, in dem Lilly selbst nur Zuschauerin ist.