Schaumbad mit hindernissen

 

 

Ihr wird ein Schaumbad in einer großen Badewanne angeboten, was Lillys Herz hüpfen lässt nach mehreren Wochen des Kurzzeit-Duschens oder im Bett gewaschen Werdens. Sie tritt ein in den geräumigen Extra-Raum, wo sich die Badewanne befindet - das Wasser wurde bereits eingelassen. "Wie soll ich da drübersteigen?", steht sie ratlos vor dem kniehohen Rand der Wanne, der schräg nach Innen abfällt. "Das wird höchstens eine Rutschpartie.", stellt sie fest, mit gierigen Augen auf der Wasseroberfläche und in ungeduldiger, brennender Vorfreude darauf, sich gleich in dem heißen Badewasser versinken zu lassen.

 

 

Sie legt ihr Handtuch ab, hält sich an den Griffen, lässt sich in das heiße, duftende Nass gleiten, welches sie umhüllt, wie eine warme Gebärmutter. Sie genießt die Leichtigkeit, ihrer Gliedmaßen, den Rumpf, wie er sich wie von selber in die Höhe drückt, das Umgebensein von einem anderen Element.

 

 

"Hmmm, was für ein Traum.", genießt sie ihre Schwerelosigkeit und verbindet sich wieder mit ihrem Ich, dass sie vorher war - baden in ihrer Wohnung, baden in Hongkong, baden in ihrem Haus in ihrer Whirlpoolwanne. Sie freut sich unendlich, so kann sie sehr lange ausharren, lässt immer wieder heißes Wasser nachlaufen. Sie achtet auf die zugeklebte Stelle am Hals, denn die soll möglichst nicht nass werden.

 

 

Nach einiger Zeit versucht sie in der Wanne aufzustehen, was unmöglich ist -sie kommt nicht mal mit den Griffen hoch. Sie schiebt ihre Beine unter ihren Po und versucht sich hochzudrücken, doch die Kraft in den Oberschenkeln fehlt. Lilly guckt zur Tür und dem Schwesternruf - unerreichbar, außerdem hat sie abgesperrt. "Und jetzt?", sie kniet im Nass. Das Handtuch liegt zu weit weg, der Rufknopf neben der Duschkabine auch. "Bis mich hier wer findet ... und dann können sie ja nicht bei der Tür rein."

 

 

Sie versucht, mit Aufstützen an der Wannenseite, sich aufzustellen, die Oberarme sind zu schwach - bis sie damit aufhört vor Erschöpfung. "Wie peinlich ist das jetzt?", bekommt sie zum peinlichen Moment auch langsam ein mulmiges Gefühl. Sie guckt zum Fenster, zur Duschkabine, zu den Schläuchen der Wasserbäder an den niedrigen Becken, dem Spiegel darüber an sterilen Fliesen.

 

 

Weil sie dachte, sie hat das schon im Griff und für ein wenig mehr Intimsphäre, hat sie abgesperrt was gäbe sie nun dafür, wenn jemand der Pfleger lästig wäre. "Hallo!", ruft sie einmal und lässt es wieder bleiben, denn auch, wenn wer kommen würde... "Das ist ja wie in einem schlechten Film.", seufzt sie.

 

 

Das Wasser wird kälter. "Soll ich jetzt bis morgen früh so hier drinnen sitzen? Der Abenddienst hat die Zimmer schon gecheckt und meldet sich nur auf Ruf." Sie lässt mehr Wasser ein und legt sich seitlich hinein, streckt dann den rechten Oberarm über den Wannenrand, gefolgt ihrem rechten Bein, lässt sich schmerzhaft rausrutschen und runterfallen. So bekommt sie ihr Gesäß auf die Stufe vor der Wanne, kann die beiden Füße gerade vor sich aufstellen mit und Anhalten aufstehen.