einweisung

 

Urplötzlich dämmert ihr eine Möglichkeit den Umstand zu verstehen, warum sie bewegungsunfähig am Sofa kauert - sie könnte sich mit etwas angesteckt haben. Lilly schaltet die Anruferkennung aus, damit ihr nicht einer eine Zwangs-Rettung vorbeischicken kann. Sie will sich nur informieren, was sie tun soll - Kühlbeutel auflegen oder eher in warme Decken einhüllen, vielleicht gibt es ja ein homöopathisches Medikament, dass ihr schnell wer aus der Apotheke holen könnte.

 

 

Sie wählt die Nummer des Telefon-Notarztes und beschreibt dem Mann ihre Symptome, worauf er empfiehlt, nicht länger zu warten und die Rettung zu rufen - sie könne ja wieder nach Hause bei einem Fehlalarm. Sie drückt nicht mal mehr auf Rot zum Beenden des Gespräches, das wird er schon machen - ihr Stromsparmodus ist definitiv in die Wege geleitet.

 

 

Der Akku reicht noch aus, um ein Gespräch mit dem Personal der OÖ. Gebietskrankenkasse zu führen, wo Lilly sich beraten laesst, über Möglichkeiten einer Krankenversicherung, da sie bei der kostenintensiven Selbstversicherung erst nach 6 Einzahl-Monaten leistungsberechtigt ist und da noch ein knappes Monat fehlt. Der Mann findet eine Variante, von der sie nichts wusste bisher.

 

 

"Aber sie müssen das sofort erledigen, sonst ist das zuständige Büro geschlossen.", ruft er zur Eile auf. Lilly hofft, sich alle erforderlichen Dokumente gemerkt zu haben und sagt ihrer Tochter an, was sie rasch aus dem Ordner kramen soll und damit zur Krankenkasse laufen, bevor die schließen. Sie war immer schon flott auf den Beinen. "Du schaffst das. Lauf!". Zum Glück ist das Gebäude der OÖ. GKK. nur wenige Straßen weiter hinter Lillys Wohnung.

 

 

Benita macht sich auf den Weg, unwissend der Tatsache, wenn sie ihre Aufgabe gut macht, also rechtzeitig dort ankommt, das richtige Büro findet, sich nicht abwimmeln lässt, dann noch alle erforderlichen Unterlagen schon in der Hand vorlegen kann, dass sie ihrer Mutter gerade das Leben rettet, oder zumindest einen sehr, sehr hohen Geldbetrag erspart.

 

 

Inzwischen bespricht Lilly mit Samuel die nächsten Tage, und  dass er sich auf das bereits fixierte Ferienlager freuen soll - es ist sein erstes. Sie notiert noch ein paar wichtige Dinge für die Mädchen, als Benita zurückkommt und das erlösende "Ok!" gibt für den Anruf. Der Rettungswagen ist rasch in ihrer Straße. Die Sanitäter schieben einen Transport-Rolli zur Wohnzimmertür rein, eine starke Frau verfrachtet Lilly mit geschicktem Griff auf das hellgraue, kalte Leder des Abscheu-hervorrufenden Sitzbezuges. Lilly scheint wahrnehmungsmäßig nur noch aus einer kurzen Wirbelsäule, die im Genick am Schädelknochen hängt, zu bestehen. Sie fühlt sich wie eines der schwimmenden Wirbeltiere.

 

 

"Grandioser Abgang.", denk sich Lilly, als die gegenüberliegende Tür, des benachbarten Büros aufgeht und ihr die Leute zusehen, wie sie aus der Wohnung getragen wird. Dass sie gerade ihre Wohnung und ihre Möbel zum letzten Mal gesehen hat, weiß sie noch nicht.